Die Domäne

Die Domäne

Die verputzten Fassaden des dreigeschossigen Torhauses werden durch einfache
Gesimse und asymmetrisch angeordnete gekuppelte Fenster mit zweigeteilten, spät-
gotischen Vorhangbögen darüber gegliedert. Auf Baudekoration wurde verzichtet.
An der Außenseite des Dachgeschosses befinden sich drei, an der Hofseite zwei
Zwerchhäuser mit Dreiecksgiebeln, zweigeteilten Vorhangbogenfenstern und ein-
fachen Gesimsen (Abb. 11). Über der schlichten Tordurchfahrt befindet sich eine
ursprünglich farbig gefasste Wappentafel, die das Allianzwappen des Grafen und
seiner ersten Frau Irmgard von Rietberg (c.1560-1584) zeigt (Abb. 8).
An der Nordost-, aber auch der Nordwest Hoffassade findet sich ein 1937/38 und
schließlich um 1980 restaurierter und rekonstruierter Streifenputz, der dem renaissance-
zeitlichen Ursprungszustand recht nahe kommt.

Meierei, Domäne und Garten

Südwestlich vom Schloss lag der Wirtschaftshof, die Meierei, ab dem 19. Jahr-
hundert als Domäne bezeichnet. 1790 wurde sie wie folgt beschrieben: „Die (...)
Meierey ist von großem Ertrage, und die dazu gehörigen ausnehmend weitläufigen
Weiden an dem Ufer des Stroms (Weser, T.D.) geben dem Rindvieh und einer
Menge fremden und einheimischen Fohlen (...) die beste Nahrung.“ (W.G.L. v. Donop,
1790). Der beschriebene Wirtschaftsbetrieb, es handelte sich um Viehwirtschaft
und eine Pferdezucht, bildete ein längsrechteckiges Geviert, dessen Ausbau
während der Regierungszeit Graf Simons VI. – wohl mit Einbeziehung vorhandener
älterer Gebäude – vorangetrieben wurde. 1569-1572 errichtete der Lemgoer Baumei-
ster Hermann Wulff die große Scheune des Wirtschaftshofes (1962 nach einem Brand
rekonstruiert). Direkt vis-à-vis entstand gegen 1650 das heute noch vorhandene
Vorwerk vom Baumeister Hans Degener. Der Entstehungszeitpunkt der anderen
Gebäude ist nicht bekannt. Eine Karte der Meierei Varenholz von 1776
zeigt den langgestreckten Wirtschaftshof im Detail. Südöstlich des Schlosses lagen
der Pferdestall und die Remise (Wagenhaus), westlich des Pforthauses schlossen
sich der Schweinestall („Schwein Hauß“ um 1630), die Scheune („Dresch Häußern“
und „Kornhaus“ – um 1630) mit kleinen Nebengebäuden für Gänse und Ochsen
und schließlich im Südwesten das Obere Haus an. Nördlich befanden sich das
Kälberhaus, das Vorwerk (Hauptgebäude des Wirtschaftshofes) und schließlich das
Backhaus. Außerhalb des Hofbezirkes, im Süden, lagen das Haus des Hofmeisters,
mehrere Schafställe, einige Arbeiterhäuser, der alte Friedhof und eine Schmiede. Bis ins
19. Jahrhundert wurden mehrere Bau lücken geschlossen, und ein Verwalter-
haus kam hinzu. Eingebettet war der Meiereikomplex in eine Umgebung mit
zahlreichen Gärten und Fischteichen im Norden. Bis in die Gegenwart wird die
Ökonomie von Pächtern bewirtschaftet: um 1900 von der Familie Trevianus, ab
1928 von der Familie Block und seit 2012 von der Familie Zeddies.
Im Nordosten der Nebenresidenz lag der um 1700 angelegte Schlossgarten, der
auch als „Krautgarten“ (Kohlgarten – wegen partieller Nutzung als Obst- und
Gemüsegarten) bezeichnet und wohl im Auftrag der Gräfin Witwe Amalie ab 1697
angelegt wurde. 1708/09 lässt sich die Tätigkeit des Detmolder „Lustgärtners“
Hans Henrich Schmidt in Varenholz nachweisen. Gleich breit wie der Nordostflügel
selbst, jedoch doppelt so tief, erstreckte sich das axialsymmetrisch angelegte
Parterre, ein flaches, ursprünglich wohl nur niedrig bepflanztes Gelände. Symmetrisch
angelegte Beete links und rechts einer Hauptachse und unterteilt durch zwei quer
verlaufende Achsen waren einst wohl mit kleinteilig bepflanzten Rabatten, Rasen,
ornamentalen Kiesfeldern und Zierwegen (Broderie) versehen. In der Hauptachse
befand sich ein Bassin, möglicherweise mit einer Fontäne. Im 19. Jahrhundert wurden
die beiden südlichsten Beete zusammengelegt und im Sinne eines englischen Land-
schaftsgartens übergreifend gestaltet.